BAD WINDSHEIM – „Die vor zwei Jahren prognostizierten goldenen 2020er-Jahre wird es wohl zukünftig nicht geben, denn verschiedene, damals noch nicht bekannte Ereignisse haben die wirtschaftliche Situation deutlich verschlechtert.“ Dies stellte man bei der Vertreterversammlung der Raiffeisenbank Bad Windsheim fest.
Aufsichtsratsvorsitzender Hans Bauereiß und die beiden Vorstände Direktor Heinrich Reisenleiter und Direktor Martin Hofmann teilten den Mitgliedervertretern und Beschäftigten aber auch mit, dass die Raiffeisenbank ihr finanzielles Ergebnis im Jahr 2021 nochmals verbessern konnte. Das Kreditinstitut sei eine sehr gesunde und zugleich erfolgreiche Bank, betonte das Trio nicht ohne Stolz.
Hohe Inflation von 7,9 Prozent
Die drei Vertreter gingen in ihren Vorträgen ausführlich auf die wirtschaftliche und politische Situation in Deutschland, Europa und der Welt ein. So hätten zunächst Corona und nun noch der Ukraine-Krieg, die Lieferengpässe und auch die hohe Inflation von 7,9 Prozent die äußeren Voraussetzungen für ein gutes Wirtschaftsjahrzehnt deutlich verschlechtert.
Für die Sparer ist die Situation noch schlechter geworden. Denn zu den Negativzinsen von 0,5 Prozent komme nun noch die hohe Geldentwertung durch stark steigende Preise hinzu.
Der Vorstand hatte aber diesbezüglich eine positive Nachricht: Die Raiffeisenbank Bad Windsheim wird ab 1. Juli den ihr aufgezwungenen negativen Sparzins wieder abschaffen. Allerdings würden in den kommenden Monaten wahrscheinlich die Kreditzinsen steigen.
Die positive Entwicklung des Kreditinstituts ist vor allem in Zahlen zu erkennen. Die Bilanzsumme erhöhte sich um 4,1 Prozent auf rund 530 Millionen Euro. Es wurden 279 Millionen Euro an Krediten vergeben, was eine Steigerung um 8,1 Prozent bedeutet. Die Einlagen der Kunden betrugen im vergangenen Jahr 378 Millionen, ein Plus von 4,3 Prozent. Das gesamte Kundeneinlagevolumen betrug 660 Millionen Euro, ein Plus von 8,1 Prozent. Es ergibt sich ein Jahresüberschuss von 423 674 Euro. Davon gingen 146 843 Euro in die Ergebnisrücklagen, so dass der Bilanzgewinn 276 831 Euro beträgt.
Davon zahlt die Bank drei Prozent Dividende an die derzeit 7521 Mitglieder, was einer Summe von 91 196 Euro entspricht. Die Zuweisungen an die gesetzliche Rücklage beträgt 100 000 Euro und die Zuweisung in andere Ergebnisrücklagen 85 634 Euro. Ohne Gegenstimme wurde diese Gewinnverwendung von den 66 Mitgliedervertretern angenommen.
Schnell konnten die anstehenden Neuwahlen der Aufsichtsräte durchgeführt werden, denn alle drei kandidierten wieder. So bleibt Aufsichtsratsvorsitzender Hans Bauereiß aus Bad Windsheim, der seit 15 Jahren im Aufsichtsrat ist. Joachim Enkert aus Altselingsbach ist seit 2019 im Aufsichtsrat und Günther Gesell aus Ergersheim seit 2007.
Gute und schlechte Nachrichten gab es bezüglich des Warenhandels. Dieser wurde bereits 2020 an die Firma Raiffeisenbank Landhandel (RLH) übertragen, an der die Raiffeisenbank mit 26 Prozent beteiligt ist. Derzeit entsteht in Markt Erlbach für sechs Millionen Euro ein neues Handelszentrum für Agrarprodukte. Ein Teil der diesjährigen Ernte kann heuer schon eingelagert werden. Die Fertigstellung der Gebäude wird spätestens im Frühjahr 2023 erwartet.
Wegen des neuen Warenhandelszentrums werden die kleineren geschlossen, wie zum Beispiel in Emskirchen, Neuhof, Ipsheim und in Langenfeld. Die Landwirte und Winzer aus Ipsheim sollen vor allem über den Standort Ottenhofen Beratungen erhalten. Warenverkauf und Getreideankauf wird es zudem in Uffenheim, Herbolzheim und Markt Erlbach geben.
Künftig gibt es das Zahlenwerk vorab
In der über zweistündigen Versammlung im Kur- und Kongress-Center wurde kritisiert, dass die anwesenden Mitgliedervertreter kein Zahlenwerk vorab bekommen haben. Dies werde sich zukünftig ändern, so Hans Bauereiß.
Im Namen seiner anwesenden Bürgermeister-Kollegen Dr. Birgit Kreß (Markt Erlbach) und Reiner Hufna gel (Obernzenn) bedankte sich der Bad Windsheimer Bürgermeister Jürgen Heckel für die gute Zusammenarbeit der Kommunen mit der Raiffeisenbank. Nach seinen Worten sei diese ein wichtiger Arbeitgeber und ein verlässlicher Partner in Geldangelegenheiten für Bürger, Vereine und Kommunen. Hans Bauereiß hatte in seinem Bericht auch herausgestellt, dass die Bank im Jahr 2021 an 88 Vereine Spenden in Höhe von 90 300 Euro verteilt hat.
Text & Foto: Rainer Fritsch/Windsheimer Zeitung